Salone degli Incanti heißt heute der alte Fischmarkt an der Uferstraße und ist ein großartiger Saal für Ausstellungen und Events. 1913 erbaut beherbergte das Gebäude den städtischen Fischmarkt bis zum Jahr 2000. Neue Hygieneverordnungen machten seine Umsiedlung nötig, dafür finden sich heute in der ganzen Stadt viele reich bestückte Fischgeschäfte, die kaum weniger attraktiv sind.
Ein riesiger neoklassizistischer Palast mit den Statuen antiker Gottheiten auf dem Kapitell und seiner blauen Kuppel steht neben dem Canal Grande mit der Fassade zum Meer. Demetrio Carciotti war ein aus Korfu stammender griechischer Kaufmann gewesen, der wesentlich zum Aufbau der modernen Handelsstadt Triest beitrug. Meer, Hafen, Handel – selbst Karl Marx befasste sich in der „New York Daily Tribune“ in zwei langen Aufsätzen mit dem Phänomen Triest, das damals das stärkste Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum Europas vorweisen konnte und in dem bis heute die Spuren von über neunzig verschiedener Ethnien und vieler Religionen zu finden sind. Einwanderer aus ganz Europa und dem Mittelmeerraum haben die Stadt erst groß gemacht. Ohne sie wäre Triest ein kleines Fischerdorf geblieben.
Auf zahlreichen österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhöfen, wie dem beim Dorf Aurisina (Nabrežina auf slowenisch) auf dem Karst wurden die sterblichen Überreste von Gefallenen des Ersten Weltkriegs beigesetzt. Dieser Krieg begann im Königreich Italien, im Gegensatz zum Rest Europas und dem damals noch habsburgischen Triest, erst mit dem Kriegseintritt von 1915. 1914 erreichten die Särge des in Sarajewo ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sofia mit dem Schiff Viribus Unitis die Stadt Triest und wurden von dort mit der Eisenbahn nach Wien gebracht. Die Front des Ersten Weltkriegs verlief nicht weit vom Soldatenfriedhof bei Aurisina bereits auf dem Monte Ermada, dem Sabotino und entlang des Isonzo.
Der Kanal liegt im Herzen des Borgo Teresiano (Theresienviertel) und wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt. Kleinere Handelsschiffe legten dort an, die Gegend entwickelte sich rasch zum pulsierenden Zentrum der neuen Handelsstadt. Er zeugt heute sowohl von der Vergangenheit Triests wie auch von seiner Gegenwart und von seiner direkten Bindung ans Meer. Verschiedene Kirchen liegen dort, die von der kosmopolitischen Ausrichtung der Stadt erzählen, in der sich Händler aller Nationen niederließen. Der Kanal wird abgeschlossen von der katholischen Kirche Sant’Antonio Nuovo, die dem Heiligen aus Padua geweiht ist. Noch vorher steht die serbisch-orthodoxe Kirche San Spiridione mit ihrer blauen Kuppel. Und nur ein paar Schritte entfernt an der Uferstraße die griechisch-orthodoxe San Nicolò.
Den vorderen Teil des Kanals säumen schöne Paläste, wie der Palazzo Gopcevich, der von einem serbischen Kaufmann errichtet wurde, oder der Palazzo von Demetrio Carciotti, der aus Korfu stammte. Unzählige Handels- und Wohnhäuser alter Familien, die den Reichtum Triests kontinuierlich ausbauten.
Eine besondere Stimmung umgibt die Mündung des sagenumwobenen, mythischen, unterirdischen Flusses Timavo (dt. Timavus) zwischen dem Schloss Duino und der Werftenstadt Monfalcone. Den Zeugnissen der antiken Schriftsteller zufolge, wurde dort ein Eingang zum Hades vermutet, andererseits war es einer der beiden Adriahäfen, von dem der Göttertränen verkörpernde Bernstein aus dem Baltikum ins antike Griechenland verschifft wurde. Vergil bezeichnet die Mündung des unterirdischen Flusslaufs als den Ort, an dem Antenor nach seinem Aufbruch von Troja landete bevor er die Stadt Padua begründete. Robert Ranke Graves hingegen belegt dort die Landung der Argonauten auf ihrer Jagd nach dem goldenen Vlies. In den unterirdischen Flussläufen aber lebt ein kleines weißes Tierchen, ein Grottenolm. Eine hunderttausende Jahre alte Spezies mit dem wissenschaftlichen Namen Proteus Anguinus Laurentii. Die Namensgleichheit mit dem Kommissar ist mehr als eine Metapher: beide verabscheuen Stress, der eine lebt im Abgrund, der andere (der Kommissar) schürft im Abgrund.