Die Toten vom Karst

Titel
Die Toten vom Karst

Verlag
Paul Zsolnay Verlag, Wien

Publikation
März 2002

Übersetzungen
Italienisch (I morti del Carso, 2003 Edizioni e/o), Holländisch (Vetes, 2004, De Geus), Französisch (Le morts du Karst, 2007 Seuil), Spanisch (Los muertos del Carso, 2008 Siruela), Slowenisch (Mrtveci s Krasa, 2010 Meander)

Premio Franco Fedeli 2003


Die Bora nera fegte seit gestern abend über die Stadt un riss alles mit sich, was nicht fest verankert war. Fensterläden klapperten, und immer wieder hörte man einen Knall von Blumentöpfen oder anderen Gegenständen, die auf die Straße oder die enggeparkten Autos krachten.

Menschen an den Grenzen sind manchmal seltsam. Je näher die Grenze ist, desto mehr grenzen sie sich ab. Eine Stunde weiter entfernt, denkt man nicht mehr halb soviel darüber nach. Aber hier haben wir soviel unverdaute Geschichte, das kann noch lange dauern.

Echte Triestiner gibt es doch nicht. Alles Zugewanderte. Von überall her. Ich eben aus dem Süden, ›aus Italien‹, wie manche heute sagen. Waren Sie schon einmal auf unseren Friedhöfen? Neben dem katholischen gibt es sechs weitere: British Cemetery, griechisch-orthodox, serbisch-orthodox, jüdisch, protestantisch und selbst die Moslems sind vertreten. Ich schäme mich nicht im geringsten, mich als Triestiner zu bezeichnen.


Über Triest fegt die Bora nera, ein eiskalter Nordostwind, der die Stadt unter einer dicken Schneedecke begräbt. Das Wetter passt zur Gemütslage von Kommissar Laurenti, der gerade von seiner Frau verlassen worden ist. Sie behauptet, einmal in Ruhe über sich selbst nachdenken zu wollen. Um sich abzulenken, stürzt sich Laurenti in die Arbeit, und davon gibt es genug. Immer mehr Rechtsradikale versammeln sich in der Stadt, sogar Laurentis Sohn wird in ihrer Nähe gesehen.

Dann fliegt ein Haus in die Luft, und ein grausamer Mord auf dem Karst wird gemeldet, der möglicherweise in Zusammenhang steht mit einer Schmugglerbande, die ihre Ware nachts auf dem Meer in Empfang nimmt. Werden hier alte Rechnungen aus der Nachkriegszeit blutig beglichen? Ein heikler Fall für Kommissar Laurenti, den Süditaliener, für den das explosive Gemisch aus Slowenen, Kroaten und Italienern, aus eifernden Nationalisten und alten Kommunisten schwer zu durchschauen ist.


"Veit Heinichen erschließt sich in diesem Roman topographisch und historisch neue Räume."
Maike Albath - Süddeutsche Zeitung
"Un polar qui renouvelle le genre et ouvre sur d'autres cultures."
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"Der kulturwissenschaftliche Krimi"
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