Salone degli Incanti heißt heute der alte Fischmarkt an der Uferstraße und ist ein großartiger Saal für Ausstellungen und Events. 1913 erbaut beherbergte das Gebäude den städtischen Fischmarkt bis zum Jahr 2000. Neue Hygieneverordnungen machten seine Umsiedlung nötig, dafür finden sich heute in der ganzen Stadt viele reich bestückte Fischgeschäfte, die kaum weniger attraktiv sind.
Ein riesiger neoklassizistischer Palast mit den Statuen antiker Gottheiten auf dem Kapitell und seiner blauen Kuppel steht neben dem Canal Grande mit der Fassade zum Meer. Demetrio Carciotti war ein aus Korfu stammender griechischer Kaufmann gewesen, der wesentlich zum Aufbau der modernen Handelsstadt Triest beitrug. Meer, Hafen, Handel – selbst Karl Marx befasste sich in der „New York Daily Tribune“ in zwei langen Aufsätzen mit dem Phänomen Triest, das damals das stärkste Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum Europas vorweisen konnte und in dem bis heute die Spuren von über neunzig verschiedener Ethnien und vieler Religionen zu finden sind. Einwanderer aus ganz Europa und dem Mittelmeerraum haben die Stadt erst groß gemacht. Ohne sie wäre Triest ein kleines Fischerdorf geblieben.
Der Kanal liegt im Herzen des Borgo Teresiano (Theresienviertel) und wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt. Kleinere Handelsschiffe legten dort an, die Gegend entwickelte sich rasch zum pulsierenden Zentrum der neuen Handelsstadt. Er zeugt heute sowohl von der Vergangenheit Triests wie auch von seiner Gegenwart und von seiner direkten Bindung ans Meer. Verschiedene Kirchen liegen dort, die von der kosmopolitischen Ausrichtung der Stadt erzählen, in der sich Händler aller Nationen niederließen. Der Kanal wird abgeschlossen von der katholischen Kirche Sant’Antonio Nuovo, die dem Heiligen aus Padua geweiht ist. Noch vorher steht die serbisch-orthodoxe Kirche San Spiridione mit ihrer blauen Kuppel. Und nur ein paar Schritte entfernt an der Uferstraße die griechisch-orthodoxe San Nicolò.
Den vorderen Teil des Kanals säumen schöne Paläste, wie der Palazzo Gopcevich, der von einem serbischen Kaufmann errichtet wurde, oder der Palazzo von Demetrio Carciotti, der aus Korfu stammte. Unzählige Handels- und Wohnhäuser alter Familien, die den Reichtum Triests kontinuierlich ausbauten.
Das malerische Fischerdorf liegt auf 253 Metern über dem Meer über dem Abhang des Karsts zum Schloss Miramare. Von hier genießt man einen herrlichen Ausblick über die Hafenstadt und den gesamten Golf von Triest. Dort am Kirchplatz beginnt der Roman „Die Toten vom Karst” mit einem dramatischen Bombenattentat. Der Triestiner Dichter Umberto hat dem Dorf sein gleichnamiges Gedicht gewidmet.
Contovello – Umberto Saba
Un uomo innaffia il suo campo. Poi scende così erta del monte una scaletta, che pare, come avanza, il piede metta nel vuoto. Il mare sterminato è sotto. Ricompare. Si affanna ancora attorno quel ritaglio di terra grigia, ingombra di sterpi, a fiore del sasso. Seduto all’osteria, bevo quest’aspro vino