Val Rosandra, Trieste

Val Rosandra Trieste

Dieses Tal versammelt einen außergewöhnlicher Mikrokosmos an Flora und Fauna des Karsts und liegt nur ein paar Fahrminuten vom Stadtzentrum entfernt. Vom Dorf Bagnoli/Boljunz aus führt der Weg zu einer schönen Wanderung hinein, bei der auch die slowenische Grenze überschritten wird. Das alte römische Aquädukt ist noch heute zu sehen, das einst die Mühlen angetrieben hat und die Stadt mit Wasser versorgte. In heißen Sommern bietet es kühlende Zuflucht. Im Roman Der Tod wirft lange Schatten wird dort ein Toter an einer abgelegenen Stelle gefunden, im Dorf wurde eine taubstumme Osteuropäerin Zeugin eines Verbrechens. Heute aber ist die Gegend ein Eldorado des Olivenanbaus mit vielen hoch prämierten kleinen Produzenten. Tergeste DOP ist die Marke, die die Unverwechselbarkeit dieser Öle zeichnet.

Wer das Tal besuchte, gehörte zu einem Kreis Eingeweihter, die den Karst dem Meer vorzogen.

Das Bett der Rosandra führte nur wenig Wasser, obwohl ihr Ursprung in den sonst niederschlagsreichen Bergfalten des Monte Carso lag und der Fluß einst die unzähligen Ölmühlen im Tal betrieben hatte. Sie waren nach einem Bad im Meer mit seinem verbeulten Lieferwagen losgefahren. Er hatte von einem großartigen Na- turereignis geschwärmt, das er ihr zeigen wollte. Ein tief in das Karstgebirge eingeschnittenes Tal! Und erst nach halb- stündiger Fahrt zu erreichen. Dann noch ein längerer Spa- ziergang. Das war nichts für sie. Es war schon spät am Nach- mittag gewesen und sie wollte lieber den Sonnenuntergang am Meer genießen. Aber schließlich hatte er sie doch überredet. Ein römischer Aquädukt, ein Bad im Fluß, danach eine kleine Gastwirtschaft an der Grenze, wo es handfeste Bauerngerichte gab und kräftigen Wein, und selbstverständlich würde er sie einladen.

aus dem Buch Im eigenen Schatten
Anstatt sich bei den Kollegen nach dem richtigen Weg zu erkundigen, waren sie einfach losgefahren. Die Schnellstraße um den neuen Hafen herum, vorbei an den Reparaturwerften und am Stahlwerk, hinab zum Industriegebiet. Sie durchfuhren eine Strecke, die vom Geruch der Kaffeeröstereien eingehüllt war, und sahen wenig später die Tanks des Rohöllagers der SIOT, von wo die Transalpin-Pipeline nach Österreich und Süddeutschland führte. Nach dem Schiffsmotorenwerk eines finnischen Unternehmens, dessen mächtige Produktionshallen wie Fremdkörper in der Landschaft standen, kamen sie auf die Provinzialstraße nach Dolina und Bagnoli, wo am Sitz der Partisanenvereinigung eine enge Straße zwischen kleinen, liebevoll gepflegten Steinhäusern weiterführte.


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